Häufige Fragen und Glossar

1. Achtsamkeit kann ich nur im Schneidersitz oder Lotussitz üben.

Zum Glück ist das nicht so. Du kannst sehr gut auf einem Stuhl sitzen und dich darauf spüren und wahrnehmen. Und du kannst sogar Achtsamkeit im Liegen üben. Auch kannst du Achtsamkeit im Stehen und Gehen praktizieren. Das ist das wunderbare an der Achtsamkeit, sie kann in jedem Moment und in jeder Körperhaltung stattfinden. Du brauchst noch nicht einmal in einer stillen Ecke zu sitzen. Du kannst in der Natur sitzen, mitten in der Stadt oder im Zug. Genial, oder?

2. Achtsamkeit macht mich zu einem ruhigen, lieben und stillen Menschen.

Vielleicht ja, vielleicht nein. Wir sind alle vielschichtige Wesen mit zahlreichen individuellen Nuancen, und diese wechseln je nach Situation und dem, was ausgelöst wird und ausgedrückt und getan werden möchte. Möglicherweise wirst du dich durch die Übung der Achtsamkeit lebendiger und intensiver fühlen, und vielleicht wirst du dich ruhiger, friedlicher und stiller empfinden. Und vielleicht eine Mischung von alldem. Durch die Übung der Achtsamkeit wird dein innerer Raum stiller und weiter. Es kann sich anfühlen, wie in sich-selbst-zu-Hause-sein. Verbunden mit diesem inneren Raum in dir kannst du dein Leben und deinen Alltag kreativ gestalten.

3. Achtsamkeit macht mich zu einem Menschen, der alle anderen Menschen liebt.

Das wäre schön. Ganz so ist es nicht. Wenn du deinen inneren, stillen Raum mehr wahrnimmst, wirst du wahrscheinlich etwas mehr Geduld und auch mehr Mitgefühl mit anderen Menschen entfalten. Mitgefühl ist viel greifbarer als das große Wort der Liebe. Mitgefühl entsteht, wenn du deine eigenen Schwierigkeiten erkennst und annimmst. Wenn das so ist, bemerkst du auch, dass andere Menschen ähnliche Schwierigkeiten haben und aus dieser Einsicht heraus entwickelst du Mitgefühl mit ihnen. Das unterscheidet sich von Mitleid, wie du dir denken kannst. Du kannst Verständnis für andere Menschen aufbringen, ohne sie in ihrem Leid zu bestärken. Achtsamkeit lässt dich auch deine eigenen Grenzen erkennen, annehmen und diese besser kommunizieren.

4. Ich muss mich vegetarisch oder vegan ernähren, um achtsam zu sein.

Ist das wirklich so? Unsere Erfahrung ist: Durch Achtsamkeit verfeinert sich dein Geschmackssinn. Du merkst schneller, was dir bekommt und was dir nicht bekommt und das ist ganz individuell. Auf jeden Fall schmeckst du intensiver, vieles kommt dir viel schmackhafter vor und du empfindest wahrscheinlich öfters Dankbarkeit und Wertschätzung für die Lebensmittel. Erstaunlicherweise stellt sich ein zufriedenes Sättigungsgefühl schon bei kleineren Mengen ein.

5. Ich muss Buddhist sein, um Achtsamkeit zu üben.

Das musst du nicht sein. Achtsamkeit wird seit Jahrhunderten in buddhistischen Traditionen als Übungsweg praktiziert, aber auch in anderen religiösen und spirituellen Traditionen gibt es Achtsamkeitsübungen. Achtsamkeit ist an keine bestimmte Religion oder spirituelle Richtung gebunden. Auch Atheisten können sich in Achtsamkeit üben und achtsam sein. Achtsamkeit wohnt uns Menschen inne. Sie wartet nur darauf, von uns entdeckt, belebt, entfaltet und gelebt zu werden.

6. Achtsamkeit üben ist total anstrengend.

Manchmal ist die Übung der Achtsamkeit tatsächlich sehr anstrengend. Es kann passieren, dass, wenn wir uns entschließen, mit uns selbst in die Stille zu gehen, wir die eigenen Gedanken vorübergehend intensiver spüren, ebenso die Rastlosigkeit und Angespanntheit in unserem Körper. Du kennst das vielleicht. Und oft wollen wir alles richtig machen und bringen diesen Anspruch dann mit in die Meditation. Wenn wir eher unangenehme Zustände in uns spüren, wollen wir gar nicht mit ihnen sein und uns lieber ablenken.

Uns stehen sehr viele Möglichkeiten der Ablenkung zur Verfügung. Aber bringt dir die Ablenkung wirklich tiefere Entspannung und Ruhe? Ablenkung kann momentan Erleichterung bringen. Ablenkung hat durchaus ihren Wert und gehört auch zu unserem Leben. Für eine Weile mit unseren inneren unangenehmen Zuständen zu sein, hat auch einen sehr hohen Wert. Bei der Achtsamkeitsübung musst du nichts mit diesen Zuständen machen. Du bist mit dir und siehst und beobachtest diesen Zustand. Du wirst bemerken, dass sich dieser Zustand im Lichte deiner Achtsamkeit verwandelt und du daraus gestärkt hervorgehst. Mit der Zeit weißt du, dass du diesen unangenehmen Zuständen begegnen kannst und sie dir immer weniger anhaben können. Du bist der große, weite Raum, in dem sie stattfinden. Sie kommen und sie gehen. Du kannst dich dann mehr und mehr in dich selbst hinein entspannen und im Lichte deiner Achtsamkeit diverse Zustände beobachten und dein Inneres erforschen. Das stärkt dein Selbstvertrauen.

7. Achtsamkeit ist langweilig.

Eigentlich ist eher das Gegenteil der Fall. Durch Achtsamkeit fühlst du intensiver und nimmst vollständiger und klarer wahr. Auch hast du ein Gefühl dafür, was dir gut tut und was du eher meiden möchtest. Du lernst dich besser kennen, und das macht dein Leben definitiv interessanter. Es fällt dir leichter, eingefahrene Muster zu erkennen und loszulassen, dadurch kannst du spontaner und lebendiger in Situationen reagieren. Du gehst mit dem Flow.

8. Achtsamkeit macht mich zu einem weltfremden Menschen.

Vielleicht ist diese Vorstellung aus all den Bildern entstanden, die wir im Kopf haben von Yogis und weisen Frauen und Männern, die in den Bergen in einer Höhle sitzen und scheinbar nichts anderes tun, als zu meditieren, um einen bestimmten Zustand zu erreichen und darin zu verweilen. Man könnte es als weltfremd bezeichnen, aber auch das hat seine Berechtigung und ist ein Ausdruck von dem, was Menschen aus ihrem Leben gerne machen. Unsere Erfahrung ist: Achtsamkeit kann mitten im Leben geübt und gelebt werden. Achtsamkeit kann an einem ruhigen Ort praktiziert werden, um sich darin zu vertiefen und sich mit ihr vertraut zu machen. Und Achtsamkeit kann in jeglicher alltäglichen Tätigkeit anwesend sein. Achtsamkeit verfeinert all das, was wir tun und vermag jedem Augenblick mit Sinn und Lebendigkeit aufzuladen.

9. In der Achtsamkeitsübung kommt es auf den Geist an und nicht auf den Körper.

Das ist ein Missverständnis, dass auf einer Annahme beruht, dass Körper und Geist getrennt sind und Spiritualität sich eher dem Geist widmet. In manchen religiösen und spirituellen Praktiken findet sich auch eine Art Körperleugnung. Wir haben einen Körper und leben in einer Welt der greifbaren Form. Warum unseren Körper negieren? In der Achtsamkeitsübung, wie wir sie kennenlernten und unterrichten, kann unser Körper eine sehr wichtige Rolle spielen. Der Körper und seine sinnlichen Empfindungen können dir als Anker für deine Achtsamkeit dienen.

Halten wir uns sehr in unserer Gedankenwelt auf, so kann es sein, dass unsere Präsenz im Hier und Jetzt schwächer ist. Oft spüren wir dann noch nicht einmal mehr unsere Füße, d.h. wir haben weniger Bewusstheit für die gegenwärtige Situation, in der wir uns befinden. Die körperlichen Empfindungen, z.B. das bewusste Ein- und Ausatmen als Anker für die Achtsamkeit zu nutzen, hat deshalb einen positiven Effekt: Wir füllen unseren Körper mit wacher, achtsamer Präzenz. Wir kommen wieder im sogenannten Hier und Jetzt an, Punktlandung!

10. Bei achtsamkeitsbasierter Massage wird nur sanft und leicht berührt.

Auch die sanfte Kraft ist eine Kraft. Damit fängt eine gute Massage an, ohne jedoch darauf beschränkt zu sein. Achtsamkeit in der Massageausübung bedeutet z.B., konzentriert für einen Menschen da zu sein und die Anliegen an die Massage fachgerecht und mit geschultem „Fingerspitzengefühl“ zu behandeln. Bei der TouchLife Massage geht es um sicheren und satten Kontakt „freundlicher Hände“, die bewährte und klassische Massagetechniken auszuführen gelernt haben.

Abschließend:

Achtsamkeit ist Wertschätzung und Respekt für das Leben und jegliche Lebensform. Jedes Wesen und jedes Ding – und das meint z.B. Mensch, Tier, Pflanze, Gestein, Wasser – ist wichtig. Keines ist wichtiger als das andere. Alles spielt zusammen und bildet ein großes lebendiges Ganzes. Nicht alles davon müssen wir lieben oder gerne haben, aber zumindest anerkennen und achten, dass es genauso zum Leben gehört wie wir.

Noch mehr Missverständnisse?

Schreib uns, wenn dir noch mehr dazu einfällt oder du eine Frage zu diesem Thema hast.

Wer einen gesunden Menschenverstand besitzt und wach ist, kann achtsam sein. Achtsamkeit kann durch Meditation trainiert werden, z.B. um sie länger auf ein Objekt richten zu können (konzentrierte, einspitzige Achtsamkeit). Achtsamkeit kann auch weit und unfokussiert sein, um komplexe Vorgänge und Situationen in ihrer Vollständigkeit zu erleben (freischwebende Achtsamkeit).

Achtsamkeit wertet zunächst nicht, sondern betrachtet erst einmal. Sie versetzt uns die die Lage, sowohl unsere Innenwelt als auch äußere Phänomene und unsere Reaktionen darauf zu untersuchen. In dieser Hinsicht ähnelt diese uns innewohnende Fähigkeit der Vorgehensweise von Wissenschaftlern, die mit ihren Beobachtungen möglichst viel über ein Beobachtungsobjekt herausfinden möchte, bevor sie daraus ihre (Hypo-) Thesen ableiten.

Weil die Achtsamkeit sowohl für die Vertiefung der Meditation als auch für einen positiven, mitfühlenden Umgang mit alltäglichen Herausforderungen gleichermaßen hilfreich ist, wird ihr in der buddhistischen Tradition eine besondere Bedeutung beigemessen. Achtsamkeit im Alltag bedeutet, für sich und andere besser sorgen zu können und eine freundliche, mitfühlende und großzügige Haltung zu kultivieren – sowohl uns selbst als auch unseren Mitmenschen gegenüber.

Weiterführende Information:
Im Shop finden Sie der Audiovortrag #8, Frank B. Leder „Was bedeutet Achtsamkeit?“

Die Achtsamkeitsmeditation passt sehr gut zu einem Entwicklungsweg, der Extreme meidet und die Mitte stärkt. Nach den tradierten Anleitungen arbeitet diese Meditationstechnik mit dem, was ist. Dadurch ist sie in ihrer Ausrichtung beziehungsstiftend, bejahend, freundlich, zugewandt, nicht leugnend, neugierig, untersuchend, geduldig. Sie versucht nicht, durch spezielle Aktivierung, Suggestion oder Forcierung körperlicher oder geistiger Muster bevorzugte Erlebnisse oder besondere Intensität hervorzurufen.

Bei der Achsamkeitsmeditation übt man zunächst, die eigene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt auf ein Objekt gerichtet zu halten. Als Meditationsobjekt kann alles dienen, was wir durch unsere Sinne erfahren können: Geschmack, Geruch, Farbe und Form, Klang, körperliche Empfindungen sowie die Gedanken, Bilder, Stimmungen und emotionale Gefühle.

Die meisten Übungen beziehen sich jedoch auf die körperlichen Empfindungen – Wärme, Kälte, Pulsieren, Dichte, Weite, Reibung, Druck, Schmerz und Wohlgefühl … – die sich in jedem Augenblick unseres Lebens in immerwährendem Wandel der Beobachung darbieten. Aus eigener Betrachtung erschließt sich Übenden auf diese Weise schließlich die wahre Bedeutung der Vergänglichkeit allen Seins. Der burmesische Meditationslehrer U Ba Khin empfahl seinen Schülern, mit der Achtsamkeit den Körper systematisch, Stelle für Stelle, vom Kopf bis zu den Füßen mit der Achtsamkeit zu scannen und an jeder Stelle ganz bewusst sowohl die auftretenden Empfindungen als auch die damit einhergehenden angenehmen, unangenehmen oder neutralen Gefühle zu bemerken. Diese spezielle Technik wird im Englischen als „Sweeping oder Bodyscan“ bezeichnet.

Die meisten Lehrenden, so auch Ruth Denison, empfehlen innerhalb der mannigfaltigen Möglichkeiten, den Körper in seiner Lebendigkeit betrachten zu können, für die Achtsamkeitsschulung den Atem als Hauptobjekt. Und weiter eingrenzend sollen sich Übende eine Körperstelle wählen, zum Beispiel die Bauchdecke oder den Eintritt der Nasenöffnung, an denen sie körperlich das Auf und Ab bzw. das Ein- und Ausströmen der Atemzüge spüren.

Da jedwede Körperempfindung nur in der Gegenwart wahrgenommen werden kann, bringt man durch diese Betrachtung schrittweise den Geist (Verstand) zu einem konzentrierten Gewahrsein des Augenblicks. Wenn Gedanken, Gefühle oder Empfindungen aus anderen Körperregionen auftauchen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so kehrt man, sobald man sich dessen bewusst wird, zum Hauptobjekt der Achtsamkeit, in unserem Beispiel also zu der Empfindung der Atembewegung im Bereich der Bauchdecke oder im Bereich der Nasenöffnung, zurück. Und dies geschieht, ohne urteilend oder wertend auf die Ablenkung zu reagieren, die lediglich mit einem gedanklichen „Etikett“ versehen wird, ohne ihr anzuhaften oder darüber weiter nachzusinnen.

Auf diese Weise übend lernt der häufig so rastlose Geist allmählich, konzentriert und beständig bei einer Sache verweilen zu können und zur Ruhe zu kommen. Dadurch eröffnen sich uns im weiteren Verlauf der Meditation auch tiefere Einsichten in die Substanzlosigkeit oder Leere der Dinge, wenn der „innere, neutrale Beobachter“, der durch die Achtsamkeitsmeditation überhaupt erst einmal entdeckt und entwickelt wird, in der fortgeschrittenen Betrachtung eins mit dem Meditationsobjekt wird.

Die Achtsamkeitsmeditation wird formell sowohl im Sitzen, Gehen, Liegen und Stehen geübt. Länger Praktizierende können das Prinzip der Achtsamkeitsmeditation auch auf komplexere Alltagssituationen anwenden. Ziel ist, dass die Achsamkeit nicht nur während festgelegter Übungszeiten entwickelt oder geübt wird, sondern im täglichen Leben mühelos ein ständiger Begleiter wird.

Weiterführende Information:
Im Shop finden Sie den Audiovortrag #14, Frank B. Leder „Vom Nutzen der Achtsamkeitsmeditation?“

Wir heißen alle Menschen, die sich für Achtsamkeit und meditative Übungen interessieren willkommen.

Die Gruppen sind gemischt, d.h. Frauen und Männer nehmen teil. Die jüngste Teilnehmerin ist 22, der älteste Teilnehmer 78 Jahre alt gewesen.

Viele Teilnehmende in der TouchLife Massagemethode ausgebildet. Darüberhinaus kommen Teilnehmende aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern.

Kurz gesagt, gibt es zwei Hauptgründe:

1. Um mit Schwierigkeiten besser umgehen zu lernen.

2. Sie spüren, dass es noch mehr in sich zu entdecken gibt.

Weiterführende Information:
Eine differenzierte Betrachtung zu dieser Frage ist Thema eines Vortrags mit Frank B. Leder, den Sie als Audio-File (Vortrag #12) hier bestellen können.

JA.

Die Achtsamkeitsmeditation erklären und üben wir in unseren Retreats unabhängig davon, ob man bereits Vorkenntniss hat oder sich darüberhinaus für die buddhistische Tradition erwärmen möchte.

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten und führt auch nicht wirklich weiter.

Wie gefällt Ihnen stattdessen dieser Satz: Es lohnt sich, immer wieder anzufangen und es ist immer möglich, fortzuschreiten.

Beim Golfen spielt jede/r gegen sich selbst bzw. das persönliche Handicap.
Beim Meditieren übt jede/r an dem Punkt, wo sie/er sich befindet.

Bitte kommen Sie auf uns zu. Sehr gerne treffen wir gemeinsam eine individuelle Vereinbarung. Die Teilnahme soll nicht davon abhängig sein, dass man die Seminargebühr bezahlen kann.

Beim Buddhismus handelt sich um eine Philosophie, eine Weltanschauung, einen geistigen Entwicklungsweg, der manchmal auch als eine der Weltreligionen bezeichnet wird. Im Buddhismus wird im Gegensatz zu monotheistischen Religionen jedoch kein göttliches, allmächtiges Himmelswesen verehrt, durch welches Erlösung durch Glaube oder Gnade erreicht werden kann. Der Buddhismus sieht im erwachten Menschen, dem „Buddha“, das höchste Potenzial verwirklicht. Grundlage der buddhistischen Philosophie ist das richtige Verstehen der drei Daseinsmerkmale Vergänglichkeit, Ich-Losigkeit (Substanzlosigkeit) und Leidhaftigkeit.

Der Buddhismus verbreitete sich durch die Lehrtätigkeit des historischen Buddha seit ca. 2500 Jahren von Indien aus hauptsächlich in den südlichen und östlichen asiatischen Raum hinein. Schätzungen gehen heute von ca. 350 Millionen Anhänger*innen des Buddhismus aus. Entsprechend der Betonung auf die eine oder andere Meditationstechnik bzw. mit welcher geistigen Haltung die jeweiligen Anhänger*innen den täglichen Herausforderungen begegnen, unterscheidet man drei Hauptrichtungen des Buddhismus, die jedoch nicht in Widerspruch zueinander stehen, sondern insgesamt als sich ergänzende Übungssysteme angesehen werden können. Alle Hauptrichtungen beziehen sich auf die Vier Edlen Wahrheiten aus den überlieferten Lehrreden des historischen Buddha, und in allen buddhistischen Traditionen spielt die Meditation als geistig-spirituelle Praxis eine zentrale Rolle.

1) Theravada – die „Lehre der Ordens-Älteren“
Der Theravada-Buddhismus hat sich ausführlich mit den ältesten, bekannten Lehrreden des Buddha auseinandergesetzt und die Lehre (Dharma) philosophisch systematisiert, was besonders dem westlich-wissenschaftlichen Ansatz entgegenkommt. Auch die Vipassana-Meditation, die Ruth Denison lehrte, wird dem Theravada zugeordnet. Betont wird die Bedeutung der Sangha (Übungsgemeinschaft) und dass der Befreiungsweg jedes Einzelnen aus eigener Einsicht und Kraft gelingen kann.

Als eine wichtige Tugend wird die „Liebende Güte“ betrachtet, und neben dem Training in der Achtsamkeitsmeditation unterrichten viele Lehrer*innen auch Visualisierungen, um diese Herzensqualität zu stärken. Der Theravada-Buddhismus findet sich vor allem in Burma (Myanmar), Sri Lanka, Thailand, Laos und Kambodscha. In den Klöstern Burmas wurden in den 1970er Jahren auch einige Westler als Lehrer*innen durch den in Burma hochverehrten Meister U Ba Khin initiiert, darunter auch Ruth Denison. Eine weitere bekannte, deutsche Lehrerin in der Theravada-Tradition ist die buddhistische Nonne Ayya Khema gewesen.

2) Mahayana – „großes Fahrzeug der Lehre“
In dieser Tradition spielt das Bodhisattva-Ideal eine wichtige Rolle. Man stellt sich Bodhisattvas als Wesen vor, die zu ihren Lebzeiten als Mensch die höchsten Wahrheiten erkannt haben, aber auf das endgültige Eingehen ins Nirvana freiwillig verzichteten. Fortan helfen sie den Menschen und allen fühlenden Wesen dabei, das Leiden zu überwinden und ihre Freiheit zu verwirklichen. So versuchen die Methoden des Mahayana in den Übenden segensreiche Eigenschaften zu stärken, damit sie allen Wesen auf bestmögliche Weise dienen können.

Der Dalai Lama, dessen Name „Tendzin Gyatsho“ mit „Ozean des Mitgefühls“ übersetzt wird, verkörpert auf seine Weise das Bodhisattva-Prinzip. Neben dem Nichiren-Buddhismus und dem Amitabha-Buddhismus wird auch der Zen-Buddhismus dem Mahayana zugeordnet. Vorwiegende Verbreitung findet der Mahayana in der heutigen Zeit in Bhutan, Tibet, Vietman, Japan, Taiwan, Korea und der Volksrepublik China.

3) Vajrayana – „Diamantfahrzeug der Lehre“
Dieser buddhistische Zweig möchte den Pfad zum Erwachen beschleunigen und setzt dabei weitere Techniken ein, u.a. Visualisierung, die Rezitation heiliger Laute (Mantras) und tantrische Übungen und Rituale. Der Tibetische Buddhismus mit seinen vier Hauptschulen „Nyingmapa“ (Die Alten), „Sakyapa“ (Graue Erde), „Gelugpa“ (Die Tugendhaften) und „Kagyupa“ (Linie der mündlichen Überlieferung) wird dem Vajrayana zugeordnet.

Durch den dänischen Lama Ole Nydahl, ein Vertreter der „Karma Kaygü Linie“, die ebenfalls dem Vajrayana angehört, ist diese Tradition in neuerer Zeit auch im Westen bekannt geworden. In Tibet, Japan, der Volksrepublik China sowie in der Mongolai und Bhutan ist der Vajrayana-Buddhismus heimisch.

Das Pali-Wort Vipassana wird meist mit „Einsicht“, „Klarblick“ oder „Klarsicht“ übersetzt. Das Präfix „vi-“ bedeutet in erster Linie „zwei Teile“ oder eine Bewegung weg von etwas anderem. Dementsprechende Präfixe im Deutschen sind „auseinander-“ oder „ent-“. Wörtlich kann man Vipassana auch als „Auseinander-Sehen“ übersetzen. Es bezeichnet demnach ein intuitiv unterscheidendes, tiefer durchschauendes und damit von Illusionen befreiendes „Sehen“ im Sinne eines unmittelbaren Erfassens.

Vipassana meint also eine besondere Art des Tiefblickens, das direkt, ungetrübt oder wahrheitsgemäß alle inneren und äußeren Vorgänge erfasst. So bedeutet Vipassana ein höheres Sehen, das mit Hilfe der intuitiven Unterscheidung der Achtsamkeit zunehmend jede Illusion, Manipulation oder Verblendung durchschaut und damit die jeweilige Realität oder Wahrheit direkt erfasst.

Vipassana bezeichnet im Buddhismus die „Einsicht“ in die drei Daseinsmerkmale: Das Leidhafte, die Substanz- oder Ich-Losigkeit und die Vergänglichkeit. Der Übungsweg zur Entfaltung dieser Einsicht wird Vipassana-Meditation oder Einsichtsmeditation genannt. Vipassana ist also ein Übungsweg, um das durch Nichtsehen und Verblendung verursachte Leiden (Dukkha) zu überwinden bzw. im Leben die Befreiung davon zu erlangen.

Die Vipassana-Praxis und das Erreichen ihrer Ziele ist grundsätzlich an keine Religionszugehörigkeit gebunden. Vipassana-Meditation wird auch von Nicht-Buddhisten geübt und gelehrt. Wesentlicher Teil der verschiedenen Schulungsmethoden ist die Übung von Achtsamkeit. In der psychologischen Literatur wird Vipassana-Meditation gewöhnlich „Achtsamkeitsmeditation“ genannt.

Die „Vipassana-Bewegung“ ist eine lose geknüpfte Laien- und Ordiniertenbewegung, die im Theravada-Buddhismus ihren Ursprung hat. Sie umfasst heute zahlreiche „Vipassana-Lehrende“, „Vipassana-Übende“, „Vipassana-Kurse und Retreats“ sowie „Vipassana-Meditationszentren“.

Quelle: Wikipedia, mit Kürzungen/Ergänzungen

Buddha bedeutet wörtlich übersetzt „der Erwachte“. Als historischer Buddha gilt der vor ca. 2500 Jahren geborene Prinz Gautama Siddharta, Sohn einer indischen Herrscherfamilie, der im Alter von ca. 35 Jahren seine Erleuchtung erlangte. 40 Jahre lang unterrichtete er durch Indien reisend die auf seiner Erleuchtungserfahrung gegründete Lehre der „Vier Edlen Wahrheiten“. Auf ihn gehen alle buddhistischen Traditionen zurück.

Als Buddha bezeichnet man einen Menschen, der vollkommene innere Befreiung erlangt hat. Unter einem Buddha stellt man sich eine Person vor, die jede Art von Gier in sich überwunden hat und nicht mehr von aufsteigenden Wünschen oder negativen Reaktionen beherrscht wird. Nach seinem körperlichen Tod wird so ein Mensch nach der buddhistischen Vorstellung nicht mehr wiedergeboren und hat damit den Kreislauf von Geburt und Tod und Wiedergeburt endgültig aufgehoben. Im Deutschen heißt es „der“ Buddha. Frauen und Männer können ihre Buddha-Natur verwirklichen.

Das Wort aus der Pali-Sprache ist ein Platzhalterwort mit mehreren Bedeutungen. Es steht für „das Leben“, aber auch für die spezielle buddhistische Sicht auf den Lebensprozess, kann also auch als „Lehre“ verstanden werden. Manchmal wird „Dharma“ auch sinngemäß als „Wahrheit(en) über das Leben“ verwendet.

So werden z.B. in den sogenannten Dharma-Vorträgen im Rahmen von Vipassana-Retreats (psychologische) Grundlagen der buddhistischen Weltanschauung erläutert. Diese Dharma-Vorträge beinhalten häufig auch konkrete Hilfestellungen für Schwierigkeiten, die in der meditativen Übungspraxis oder im Alltagsgeschehen auftreten können.

Unter dem Pali-Wort Sangha versteht man eine Gemeinschaft der (die Meditation…) Übenden. Innerhalb der Übungsgemeinschaft unterstützt man sich durch gemeinsame Bemühung, auf dem (buddhistischen) Weg zu mehr Einsicht voranzuschreiten.

In früheren Zeiten bildeten die besitzlosen Mönche und Nonnen im Kloster eine Sangha; heute ist der Begriff weiter gefasst und schließt Laienanhänger mit ein. Menschen, die an einem Vipassana-Retreat teilnehmen, bilden für die Dauer des Seminares auch eine Sangha.

Dukkha ist ein Wort aus der Pali-Sprache. Es ist ein Oberbegriff oder Platzhalterwort und steht für alle leidhaften Daseinserfahrungen:

  • Körperliche Schmerzen, die aus Alter und Krankheit resultieren können
  • erlittene oder zukünftige Verluste (Abschied/Trennung/Tod)
  • seelische und geistige Sorgen und Nöte
  • Ängste und Schwierigkeiten gleich welcher Art
  • Erfahrungen von Getrenntsein, Isolation, Schwäche
  • Nicht lieben zu können, was uns gerade geschieht, ist Dukkha.
  • Von dem getrennt zu sein, was wir lieben, ist Dukkha.
  • Das Unvermögen, das was wir lieben, nicht auf ewig behalten zu können, ist Dukkha.

Dukkha ist auch die erste von Buddhas vier edlen Wahrheiten, nämlich die Wahrheit vom Leidhaften, das der irdischen Existenzebene innewohnt.

Als drei Juwelen des Buddhismus gelten: Buddha, Dharma und Sangha. Buddha – das Potenziel zu erwachen. Dharma – die Beschreibung des Weges zum Erwachen. Sangha – die sich auf dem Weg zum Erwachen unterstützende Übungsgemeinschaft.

Zuflucht nehmen bedeutet in diesem Kontext, dass man auf der Suche nach Weisheit, Freiheit und Weggefährten nicht alleine auf sich gestellt ist, sondern in diesen drei Juwelen eine „sichere Heimat“ finden kann. Der historische Buddha ist das lebendige Beispiel dafür, dass Befreiung vom Leiden möglich ist. Die präzise erklärte und durch eigene Praxis nachvollziehbare Lehre mit den konkreten Übungsanweisungen für Meditation und Alltag gibt allen Übenden Halt und Ausrichtung und ein Rüstzeug für ihren Weg an die Hand.

Die Gemeinschaft der Übenden, seien es Mönche und Nonnen in den unzähligen Klöstern oder auch die wachsende Gemeinschaft der Laien-Praktizierenden, die sich dafür entscheiden, ihren Weg mitten in der Gesellschaft zu gehen, bieten Suchenden – zeitweise, wie auch immer der Einzelne es für sich als richtig empfindet – Unterstützung und Zuflucht.

Karma ist ein Begriff, der das Prinzip von Ursache und Wirkung beschreibt:

Mein jetziger Zustand ist das Ergebnis vorangegangener Umstände, Entscheidungen und Taten. Mein zukünftiger Zustand wird das Ergebnis jetziger Umstände, Entscheidungen und Taten sein.

Richtig betrachtet appelliert das karmische Prinzip an die Verantwortung und Fähigkeit jedes Menschen, durch sein Denken und Handeln die Resultate hervorbringen zu können, die für das eigene und das Wohl aller fühlenden Wesen nutzbringend sind.

Die Bedeutung des Wortes Nirvana aus der Pali-Sprache ist „ausgebrannt, erloschen“.

Nirvana bezeichnet keinen paradiesischen Ort im Jenseits, sondern einen Seinszustand, der im Diesseits erfahren werden kann.

Nirvana ist vollkommene Freiheit, höchste Erkenntnis und Transzendenz aller Verhaftung in der Dualität.

Erloschen ist alles Begehren, ausgebrannt alle falschen Vorstellungen der Ich-Illusion. Nirvana bezeichnet also eine vollständige Erleuchtung des Bewusstseins. Nach buddhistischer Sichtweise liegt es im Potenzial des Menschen, nach entsprechender Läuterung zu Lebzeiten in das Nirvana eingehen zu können und sich dadurch von der Kette leidhafter Wiedergeburten befreit zu haben.

Pali – und die verwandte Sanskrit-Sprache – gehören zum mittelindischen Sprachraum. Es handelt sich um eine Sakralsprache, ähnlich dem Kirchenlatein. Buddhistische Schriftensammlungen sind teilweise in Pali verfasst.

Nur wenige zeitgenössische Gelehrte nutzen heutzutage noch Pali, um mit anderen Schriftgelehrten philosophische oder geisteswissenschaftliche Studien zu betreiben. Wichtige Grundbegriffe der buddhistischen Philosophie – Buddha, Dharma, Sangha, Dukkha u.a. – werden häufig nicht übersetzt und tauchen deshalb sowohl im deutschen als auch englischen Sprachgebrauch auf.

Während eines Meditationskurses nach der Vipassana Tradition werden Teilnehmende gebeten, über längere Phasen nicht zu sprechen. Als Ausnahme dieser Stille-Übung zählt allerdings, wenn sie sich mit einer Frage direkt an die Lehrenden wenden möchten. Das Schweigen wird edel genannt, weil man freiwillig auf den Lustgewinn und die zerstreuende Ablenkung von Unterhaltungen verzichtet. Das edle Schweigen kann helfen – gerade in Seminarpausen oder auch während gemeinsamer Mahlzeiten -, die durch die Meditation gewonnene Konzentration zu erhalten, statt sie in Gesprächen, die den Geist erneut in Aktivität versetzen können, wieder zu verlieren.

Im Kontext des edlen Schweigens wird auch empfohlen, den Medienkonsum auf ein Minimum zu reduzieren (digitales Fasten / digital Detox). Wir empfehlen unseren Teilnehmenden, ihre Angehörigen im Vorfeld darum zu bitten, nur in dringenden Fällen anzurufen oder E-Mails zu senden. Dieser Verzicht trägt dazu bei, dem geschäftigen Geist eine Ruhepause zu geben. Der beruhigende Effekt für das ganze Nervenkostüm vertieft sich spürbar von Tag zu Tag der Übungszeit.

Der Überlieferung nach antwortete der historische „Buddha“ Prinz Gautama Siddharta auf die Frage seiner ersten Schüler, wie man denn zu der Freiheit gelangen könne, die er für sich realisiert hatte, indem er die sogenannten „vier edlen Wahrheiten“ beschrieb. Die vier edlen Wahrheiten sind eine gut durchdachte Lebens- und Geistesschulung, die alle wichtigen Aspekte eines Reife- und Entwicklungsweges einbezieht und dabei jedem Menschen zugänglich ist.

Die Erste Edle Wahrheit:
Das Ich-gebundene, bedingte Leben ist mit Leid verbunden – auf Pali Dukkha genannt. Alter, Krankheit und Tod bringen unvermeidlich Leiden für jeden, der geboren wurde. Auch das, was uns glücklich macht, birgt den Keim des Leidens in sich, weil sich kein Glück dieser Welt auf Dauer konservieren lässt. Den schönsten Momenten wohnt bereits die Wandelbarkeit allen Seins inne, weshalb sie ihr Gegenteil hervorbringen werden. Eine Aussage des Buddha über das Leiden ist auch, dass man solange Konflikte und Leiden erschafft, wie man die Illusion des scheinbar unveränderlichen und unsterblichen Ichs in sich noch nicht durchschaut hat.

Die Zweite Edle Wahrheit:
Die Ursache des Leidens ist das Begehren oder das Anhaften – auf Pali Tanha genannt. Damit ist der Geist des Wünschens in uns gemeint, jene Eigenschaft, die immer etwas anderes begehrt als das, was gerade da ist. Es ist schlicht unmöglich, eine dauerhafte, bleibende Befriedigung des sinnlichen Begehrens zu erreichen. Wie lange sind wir satt? Bleibt ein zufriedenes Gefühl bestehen? Lässt sich sexuelle Lust bleibend befriedigen? Wir kennen die Antworten, aber bedenken die Konsequenzen dieser Tatsachen nicht tief genug. Deshalb ist das Leiden ursächlich auch durch Unwissenheit begründet.

Die Dritte Edle Wahrheit:
Es gibt eine Befreiung vom Leid durch die Aufhebung des Begehrens. Wenn die Triebkräfte des Leidens – das Begehren und die Unwissenheit, die dem Begehren zugrunde liegt und es mit der tatsächlichen Lebensenergie verwechselt – zum Stillstand gebracht werden, kann das Leiden aufhören.

Die Vierte Edle Wahrheit:
Der Weg zur Befreiung vom Leid ist der Achtfache Pfad. Unter dem Achtfachen Pfad versteht man acht Übungsfelder oder Bereiche, in denen man sich übt und läutert, um die Wurzeln des Leidens im eigenen Geist auszumerzen. Der Achtfache Pfad trägt die Spiritualität in den Alltag. Die acht Glieder dieses Pfades (Formulierungen nach Leonard A. Bullen) sind:

1. Rechte Erkenntnis: das Wissen von der wahren Natur der Existenz
2. Rechte Gesinnung: frei von sinnlichem Begehren, Übelwollen und Grausamkeit
3. Reche Rede: frei von Lüge, übler Nachrede und leerem Geschwätz
4. Rechtes Handeln: Unterlassen von Töten, Diebstahl und Ehebruch
5. Rechter Lebensunterhalt: ohne ein anderes Lebewesen dabei zu schädigen, ihm Leid zuzufügen
6. Rechte Anstrengung: unheilsame Geisteszustände vermeiden oder überwinden, um heilsame zu erwecken und zu fördern
7. Rechte Achtsamkeit: Ausbildung von Besonnenheit und Bewusstseinsklarheit bei allen körperlichen und geistigen Betätigungen
8. Rechte Sammlung: Pflege geistiger Sammlung und Vertiefung durch Meditation

Ruth Denison erklärte, dass man im Buddhismus von einem allmählichen Erwachen ausgehe (englisch: a gradual awakening). Sie wies darauf hin, dass sich der historische Buddha in den überlieferten Lehrreden meistens nicht als erleuchtet bezeichnet hätte, sondern als erwacht. Im Buddhismus unterscheidet man verschiedene Stufen des Erwachens bzw. der sogenannten Erleuchtung.

Die Erleuchtungserfahrung kann graduell (siehe auch den Eintrag über Satori) oder vollständig (siehe auch den Eintrag über Nirvana) sein. Dabei handelt es nicht um ein intellektuelles Wissen über das Wesen der Dinge, sondern um eine direkte Erfahrung vollkommener Einsicht und das Erleben der Einheit allen Seins ohne einschränkende Trennung in der Dualität.

Ein Paradox: Die Erleuchtungserfahrung erschließt sich nicht durch den diskursiven Verstand, der auf der Ebene funktioniert, wo zwischen Subjekt und Objekt (ich erfahre dies und das…) unterschieden und dadurch Dualität erschaffen wird. Das diskursive Denken mag der Erfahrung von Einheit im Wege stehen; hat das Bewusstsein jedoch erst einmal diese Beschränkung hinter sich gelassen, kann es sich der Funktionen von Verstand und Denken ohne Probleme bedienen.

Der Begriff Satori aus dem Zen-Buddhismus bezeichnet ein plötzliches Erwachen und Klarblickserlebnis. Im Zustand des Satori ist das Bewusstsein klar, der innere Denkdialog setzt vorübergehend aus. Das Satori-Erlebnis ist in sich absolut vollständig, jedoch nicht von Dauer.

Mit entsprechender Anleitung, Unterstützung, Disziplin und Ausdauer können sich bei länger Praktizierenden (der Vipassana-, Zen- oder anderer Meditationstechniken) Satori-Erlebnisse einstellen. Dies kann sowohl während der formellen Übungszeit oder auch spontan geschehen.

Es sind wichtige Wegmarken, denn sie geben den Übenden aus eigener Erlebniskraft Einsicht in jene mystischen Bereiche, die sie zuvor nur aus Beschreibungen der Lehrenden oder der Literatur kennen. Dass der Alltag bekanntlich der strengste Lehrmeister ist, gilt jedoch auch für jene, die schon einmal ein Satori erlebten: Die Reise geht weiter, bis das Bewusstsein eines Tages so tief in der Wahrheit gründet, dass es sich von keiner Täuschung mehr davon ablenken lässt und die graduelle Erleuchtung des Satori zur vollständigen des Nirvana wird.

Ein bildhafter Vergleich: Meditationslehrerinnen und Meditationslehrer sind Wegweiser und manchmal auch Wegbereiter. Den Weg gehen, das kann nur jede/r für sich selbst tun.

Für uns sind es Personen, die Menschen eine oder mehrere Meditationstechniken vermitteln, die sie dann selbständig und unabhängig von einer Seminarsituation üben und anwenden können. Wir unterrichten Übungen und Techniken der Achtsamkeitsmeditation, damit Sie sich besser konzentrieren können, mit aufsteigenden Emotionen und Gedanken mitfühlend umgehen lernen und darüber hinaus Anregungen erhalten, wie sie achtsamer im Alltag und in ihren Beziehungen zu anderen Menschen sein können.

Idealerweise verfügen Meditationslehrende über …

1. Erfahrungs- und Fachkompetenz, d.h. sie haben viele positive Erfahrungen mit den Methoden, die sie vermitteln, gemacht und diese selbst intensiv erlernt und praktiziert.

2. Vermittlungskompetenz, d.h. sie lieben es, ihr Wissen zu teilen, und sie können besonders den noch Ungeübten die Techniken anschaulich beschreiben, mögliche Wirkungen erklären, auf Fragen und Unsicherheiten eingehen und den Übungstag im Kontext sinnvoll gestalten und organisieren.

3. Soziale und emotionale Kompetenz, d.h. sie sind darin geschult, auf Anliegen einzelner TeilnehmerInnen mitfühlend einzugehen und sie beim erfahrungsorientierten Lernen individuell zu begleiten; den gruppendynamischen Prozess einer Lerngruppe können sie einfühlsam und professionell mit stimmigen Interventionen moderieren.